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Die Prophetin, sitzend auf der Treppenstufe, sprach:
„Man sucht sein Glück, versucht es aufzubauen.
Doch die Kaffeekanne tropft…
Heute gähnt der Scherz, der gestern lustig war…
Abends scheint die Sonne nicht am Ostbalkon…
Lieblingsteddys müssen manchmal in die Wäsche…
Und das letzte Kuchenreststück hat ein anderer genommen!
Leise fragt man sich derweil:
Wo ist es nur, das Glück?
Wie viele Stufen hat es?
Ist das Glück auch selber glücklich – oder nicht?
Sieh, perfekt – das schwör ich – wird es niemals bleiben.
Wisse aber stets: Halbfertig ist es schon!
… ja, wenn man’s recht betrachtet, immer.“
Und die Prophetin blickte seitwärts in die Ferne,
wo sie wohl nach neuen Worten sucht.
Morgen in der Frühe werde ich
auf meinem Ostbalkon die Sonnenblume gießen,
denk‘ ich voller Glück und ziehe weiter.
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©rmi, Feb2015.
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